Nachdem der Besorgungsort für die Farbkugeln festgelegt wurde, machte sich das Team aus drei Jungspunden auf den Weg, allen voran der Megumi, welcher quasi die Führung übernahm. Während die Gruppe durch das Dorf schlenderte, stellte er dabei eine äußerst persönliche Frage: Wieso die zwei Mädchen vorhatten, Kunoichi zu werden. Bevor einer der beiden jedoch antworteten konnte, erklärte Kuro seine eigenen Beweggründe: “Ich will ein Oi-Nin werden und die Verbrecher dieses Landes jagen, unsere Geheimnisse vor außen beschützen und… Jemand sein auf den man sich verlassen kann.“ Diese Äußerung seinerseits machte Asami hellhörig. ‘Oi-Nin also? Ambitioniert für jemanden, der ein Akademie-Jahr wiederholen musste… Vielleicht wird er doch noch ganz hilfreich‘, mutmaßte sie in Gedanken. Einen Mitstreiter, der sie darin unterstützen würde, irgendwann diejenigen zu finden, die das Dorf angegriffen hatten, würde sie nicht abweisen.
Während Akane die Frage beantwortete, schaute sich Asami etwas verwirrt um, bevor ihr endlich auffiel, was nicht stimmte. Sie hatte keine Ahnung, wo die Gruppe eigentlich hinging! ‘Der Weg zum Klingengarten ist das aber nicht… Was hat der Megumi vor?, ging es ihr durch den Kopf und beobachtete ihn skeptisch. Steckte hinter seiner ruhigen Miene irgendein ungeahnter Plan? Spielte er den beiden Saisho gerade einen dummen Streich? Immerhin konnten solche Spielchen ja einfach in der Familie liegen…
Abrupt wurden ihre Spekulationen unterbrochen, als Asami merkte, dass die Aufmerksamkeit der beiden anderen gerade vollständig ihr galt. „Ähm…Was sie gesagt hat“, meinte sie einfach und beantwortete somit die noch ausstehende Frage. Sie hatte ihrer Schwester nicht wirklich zugehört, wollte sich aber jetzt auch nichts auf die Schnelle ausdenken. Wenn er ihr wahres Ziel wissen wollte, dann musste sich Kuro etwas mehr anstrengen. Zum Glück der jungen Genin hatten die drei ihr Ziel in diesem Moment auch erreicht. Ein leicht heruntergekommenes Haus, welches mittels Schildern aus sprödem Holz und verblasster Farbe darauf aufmerksam machte, dass sich ein Waffenladen im Inneren befand. Ohne zu zögern, öffnete Kuro die Tür und trat ein, während die Zwillinge für einen Moment skeptisch den Laden und dann die jeweils andere ansahen. Bevor einer der beiden etwas sagte, zuckte Asami mit den Schultern und eilte hinterher, dicht gefolgt von Akane.
Mit einer Mischung aus Neugier und Verwirrung sah sich Asami im Inneren des Geschäfts um. Es war ungefähr so, wie man es sich vorgestellt hatte, nachdem man die Außenfassade gesehen hatte. Wenn man ehrlich war, dann galt das Gleiche auch für den alten Mann hinter der Theke, bei dem es sich vermutlich um den Ladenbesitzer handelte. Der Betrieb hatte sicherlich schon bessere Zeiten gesehen. Kuro hingegen schien mit dem Etablissement gut vertraut. So gut, dass er den alten Herren sogar namentlich begrüßte – lautstark. Dieser schien sich über den Anblick des Megumi zu freuen – vielleicht galt das für jeden Kunden, der sich hierher verirrte – und verfiel gleich in einen Begrüßungsmonolog.
“Aaah, wenn das nicht der gute Kuro-kun ist! Hab dich schon länger nicht mehr gesehen! Wie geht’s dir? Brauchst du wieder etwas Metall oder Holzreste für deine Pfeilkonstrukte?“ - ‘Ein Fernkämpfer also, interessant‘ – “Wie geht’s deinem alten Herren? Immernoch ein leidenschaftlicher Schürzenjäger-„ Anstatt dem alten Mann weiterzuzuhören, wandte die Saisho sich ab und ging zu einem der Regale, in welchen die Waren präsentiert waren. In ihrer Familie gab es schon so viele alte Leute, die endlos und unnötig lange redeten, insofern hatte Asami keine Toleranz, sich auch noch von einem Fremden bequatschen zu lassen. Während die beiden anderen den Ladenbesitzer unterhielten, hantierte das schwarzhaarige Mädchen stattdessen mit diversen Waffen und anderer Ausrüstung, die ausgestellt war. Überraschenderweise war das meiste noch in gutem Zustand, wenn auch etwas staubig. Auch wenn der Laden selbst nicht den besten Eindruck machte, der Besitzer musste sich zumindest um das kümmern, was eigentlich zählte – die Waffen selber. Als sie dann endlich sehen konnte, wie die anderen beiden in den Keller gingen, folgte Asami ihnen schnell.
Unten angekommen bewegte sich Kuro zielgerichtet auf ein paar Kisten hinzu und öffnete diese, brachte somit eine Unmenge an Kugeln in den verschiedensten Farben zum Vorschein. Zweifellos kannte sich der Megumi hier gut aus. “Es wäre glaub ich gut, wenn sich jeder von uns eine eigene Farbe aussucht. Macht es einfacher, einen Sieger zu bestimmen. Ladies first, also sucht euch ruhig zuerst eine Farbe aus, die euch gefällt – und nehmt ganz viele Kugeln mit, wir werden sie brauchen“, schlug er vor, was sich Asami nicht zweimal sagen ließ. Schnurstracks ging sie hinüber zu der Kiste mit den roten Kugeln und nahm eine heraus. Die Farbkügelchen waren etwas anders als diejenigen, mit denen sie vertraut war. Sie versuchte, es zum Platzen zu bringen, indem sie ihre Finger zusammendrückte, aber ohne Erfolg. Diese Kugeln waren etwas dicker und robuster, sodass es anscheinend mehr Kraft bedarf, um sie zu zerstören. Asami grinste. An der nötigen Stärke dürfte es ihr nicht mangeln. Nach der Begutachtung des Kügelchens griff sie erneut in die Kiste und fing an, ihre Taschen bis ohne hin zu füllen. Anschließend, mit den Taschen voller Munition, gingen die drei Genin wieder die Treppe hinauf. Die folgende Einladung, noch Schutzausrüstung mitzunehmen, schlug Asami selbstverständlich aus. Ausreichend bewaffnet und gerüstet begab sich die Gruppe, erneut unter Kuros Führung, endlich zum Austragungsort ihres Kampfes.
Das Mädchen gegenüber von Asami schnitt eine groteske Grimasse, ehe es frech grinste und mit einer lockeren Handbewegung ihr Haar zurecht rückte. Danach wandte Asami sich vom Spiegel ab und schaute sich um. Der Megumi hatte sie in ein Spiegellabyrinth geführt – ein spezieller Aufbau in einem Gebäude am Trainingsgelände, welcher die übenden Shinobi auf unkonventionelle Art herausfordern sollte. Über den zahlreichen Spiegelwänden auf Mannshöhe waren Metallstangen angebracht, mit dessen Hilfe man sich um einiges leichter fortbewegen konnte, als durch die verspiegelten Korridore. ‘So kann Akane wenigstens ihr dummes Gesicht sehen, wenn ich sie von hinten überrasche‘, dachte Asami vorfreudig und nahm schon eine der Farbkugeln heraus, warf sie lässig nach oben, nur um sie wieder aufzufangen. “Wie wäre es, wenn wir das Spiel noch ein bisschen spannender machen und derjenige mit den meisten Treffern nach der Runde die beiden Gewinner zum Essen einlädt? Oder wäre das zu langweilig?“, schlug Kuro dann vor. Bei solch einem Vorschlag traf er bei den Saisho-Zwillingen nur auf Zustimmung. “Ich mag die Idee, da gibt es wenigstens einen Grund, sich anzustrengen“, bestätigte Akane die Idee. “Kostenloses Abendessen? Danke im Voraus, Kuro-kun!“, scherzte Asami und grinste ihn an. Anschließend fiel die Frage darauf, wie sie den Übungskampf am besten begannen. “Starten wir vom gleichen Platz und verteilen uns von da mit einer Schonfrist?“, fragte ihre Zwillingsschwester. “Ich würde sagen…“, sagte Asami ruhig.
“Wir fangen einfach an!!“, rief sie plötzlich laut und nahm die Beine in die Hand. Flink navigierte sie die verspiegelten Korridore, um eine möglichst große Entfernung zwischen sich und ihren nun Übungsgegnern zu bringen. Erst als sie die Vermutung hatte, dass ihre genaue Position den anderen unbekannt war, erlaubte die Saisho es sich, sich kurz hinzuknien und einen Plan zu schmieden. ‘Zuerst muss ich herausfinden, wo sie sind, ohne dabei selbst entdeckt zu werden. Entweder ich schleiche zwischen den Spiegeln herum und hoffe dabei, sie zu erwischen…Oder ich begebe mich kurz ein Geschoss höher und hoffe, sie zu sehen, bevor sie mich bewerfen können‘, überlegte sie. Wer Asami kannte, wusste, dass die Entscheidung zwischen der vorsichtigen oder der waghalsigen Variante für sie eine leichte war.
Nun, da sie einen Plan gefasst hatte, sprang sie gegen eine Spiegelwand, stieß sich von diesem ab, sprang gegen den Spiegel direkt gegenüber und stieß sich erneut ab, um auf eine der Stangen zu gelangen. Mit einem schnellen Blick scannte sie den Teil des Labyrinths ab, den sie von ihrer erhöhten Position erblicken konnte, erwischte jedoch keine Spur von den anderen beiden. Um sich nicht unnötig lange in einer ungedeckten Position aufhalten zu müssen, sprang Asami daraufhin wieder von der Stange und landete in einem anderen Teil des Labyrinths. Unten angekommen, zückte sie ihr Blasrohr. Ein Glück hatte sie dieses heute dabei. Anschließend lud sie eine Farbkugel in ihre luft-betriebene Schusswaffe, während sie vorsichtig den Gang entlangschritt, ständig um sich blickend.